Eine musikalisches Weltreise
Von Jakob Reineck (Allgemeine Zeitung vom 14.09.2016)
KONZERT Die „Swinging Voices“ sorgen bei ihren Zuhörer für Gänsehautmomente
GUNTERSBLUM - Fast drei Monate brauchte die Hauptfigur Phileas Fogg in Jules Vernes Klassiker „In 80 Tagen um die Welt“ für seine Weltreise. Das schaffte der Guntersblumer Chor „Swinging Voices“ in der evangelischen Kirche Guntersblum an nicht einmal einem Abend. Wenn auch nur musikalisch, aber ganz ohne Verkehrsmittel besuchte er in einem abwechslungsreichen Konzert viele Länder der Welt auf verschiedenen Kontinenten.
„Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in Ihrem Garten oder auf Ihrem Balkon und lassen Ihre Gedanken schweifen“, forderte die apart durch den Abend führende Moderatorin Petra Monnard das Publikum auf. Die passenden Lieder zum Träumen, Swingen und Mitsingen wurden vom mehr als 30-köpfigen Chor stimmgewaltig vorgetragen.
Die Reise des unter dem Titel „Swinging Balkonien“ stehenden Sommerkonzerts beginnt in Afrika. Chorleiterin Elisabeth Brändle animiert das Publikum bei dem ursprünglich von Bergarbeitern im ehemaligen Rhodesien, jetzt Simbabwe, gesungenen „Shosholoza“ zum Mitmachen. Während die zahlreichen Besucher stehend hin- und herschwingen und den Rhythmus akzentuieren, setzen immer mehr Sänger des Chores schwungvoll-fröhlich ein. Für Gänsehaut-Momente sorgt dann Elton Johns „Can You Feel the Love Tonight“, dem oscargekrönten Filmsong aus „König der Löwen“. Weiter geht die Reise nach Südamerika. Mit dem brasilianischen Lied „Mas que nada“ erzeugt der sprachgewandte Chor das Gefühl der Sehnsucht nach Sonne, Samba und Strandurlaub an der Copacabana. In den USA folgt nun ein längerer Zwischenstopp. In „You Are the Sunshine of My Life“ von Stevie Wonder und dem besonders schönen und ergreifenden „Something Stupid“ (Original von Frank Sinatra mit seiner Tochter Nancy) singt der gemischte Chor über die Liebe. Begleitet wird er von den Musikern Markus Hertwig am Piano, Constantin Kappel am Percussion und Fabian Knab am Bass. Das amüsante und weltbekannte Lied „Lollipop“, das Julius Dixon 1958 über einen in den Haaren seiner Tochter klebenden Lutscher geschrieben hatte, interpretieren die „Swinging Voices“ dagegen a cappella und untermalen den Song mit rhythmischem Klatschen und „Plopp“-Geräuschen nach jedem Refrain. Zurück in Deutschland begeistert der Chor mit aktuellen Liedern wie „Drück die 1“ von Annett Louisan oder „Und wenn ein Lied“ von den Söhnen Mannheims genauso wie mit arrangierten Klassikern von Herbert Grönemeyers „Mambo“ bis zu Udo Jürgens „Ein ehrenwertes Haus“ mit einem stimmlich sicheren Solo von Stephan Betocchi. Die Freude am Singen strahlen die Sänger und Sängerinnen besonders in „Du hast n’ Freund in mir“, dem Titellied des Films „Toy Story“ aus. Das Publikum ist begeistert. Auch die Hommage an den in diesem Jahr verstorbenen Jazzmusiker Roger Cicero von Solist Henrik Bellhäuser berührt.
Plötzlich erklingendes Glockengeläut kündigt die Weiterreise nach Österreich an. Das Lied „Heast as net“ ist Alpenrock, eine Mischung aus Rock und Volksmusik, und bildet mit dem Jodelgesang des Chores und dem Österreicher Markus Brändle einen deutlichen Kontrast zum bisherigen Programm. „Ihr habt Unglaubliches geleistet“, bedankt sich die Chorleiterin Elisabeth Brändle bei ihren Sängern, den Musikern und weiteren Helfern. „Es ist nicht selbstverständlich, dass man solche Menschen um sich hat“, sagt sie, bevor die Reise für das mitsingende Publikum mit ABBAs „Thank You For the Music“ in Schweden endet.
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